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Dienstag, 20. März 2018

Im Wartezimmer

Ein Faden in meiner OP-Wunde hat sich entzündet. Ich kriege ihn nicht selbst gezogen also ab zum Notdienst. *seufz* Nach anderthalb Stunden Wartezeit werde ich vom allgemeinen ins nächste Wartezimmer weiter geleitet. Eine Frau mit 40°C Fieber bekam kaum Luft, wollte aber partout niemandem zur Last fallen und lässt sich nicht davon abbringen, im Flur zu warten um niemanden anzustecken. In dem Wartezimmer sitzt ein Mann neben mir, schätzungsweise Mitte/Ende 30, der das Gespräch sucht. Er fragt, warum ich da sei, ich erkläre es ihm. Ich frage, warum er da ist und bekomme diese Antwort: "ich muss nur was röntgen lassen" ich entgegne: "oh, das ist ja blöd, dass das ausgerechnet im Notdienst passiert, bei den Wartezeiten" - "Ja," sagt er, "aber das ist schon okay, ich hatte unter der Woche keine Zeit, da wollte ich mir nicht frei nehmen nur für ein Röntgenbild"
Das war so der Moment, wo ich die Luft anhielt. Besser nix sagen, soll ihm der Doc die Meinung geigen.

Eine gute halbe Stunde später kam ich dran, der Arzt fragte, warum ich da sei nur um mir in der Erklärung das Wort abzuschneiden "Sie müssen mir nicht sagen was ich tun muss, ich bin schließlich Chirurg" ähm gut, denke ich mir. Laterne, halt lieber die Klappe. Als nächstes fragte der Arzt, was da operiert wurde, ich sagte es ihm, dass es ein Hüft-Impingement war und er fragte, was das sei. Ich sagte kurz, dass es eine Knochenzyste am Oberschenkelhals sei, dann hielt ich wieder die Klappe. Der Arzt zog den einen Faden und meinte, den Rest solle am Montag der Hausarzt machen.

Montag schaute ich unter die Pflaster. Von drei verbliebenen Fäden waren weitere zwei eingewachsen. Nix mit selber ziehen. *seufz* also erstmal zum Auto, die allererste Fahrt seit der OP und die bange Frage: wird das überhaupt gehen? Aber zuerst mal: Scheibe kratzen. Das geht nicht mit Krücken. Echt nicht, nicht bei dem Kleinwagen Transporter. Ich versuchte mein Bestes aber das meiste musste die Lüftung erledigen, die sich natürlich beharrlich weigerte, warm zu werden wenn der Motor nur im Standgas läuft. *narf* Beim Arzt angekommen zirkelte ich aufs Eleganteste in eine enge, hintere Parklücke und überlegte so bei mir, ob ich unser kleineres Auto da auch so schön reinbekommen hätte. Vermutlich nicht. Nun gings rein zum Hausarzt, Sprechstunde ist ab Neun und um 9:01 war ich in der Praxis. Im Wartezimmer waren viele stille Gestalten, alle husteten und schnieften, alle Stühle waren besetzt. Wann immer ein weiterer Patient rein kam, schien es eine stille Absprache zu geben und jeder hustete und schniefte noch ein paar Mal mehr und lauter. Um 11:03 kam ich in den Behandlungsraum und es dauerte nur noch 10 Minuten, bis der Arzt da war.

Ich sagte ihm, dass ich zum Fäden ziehen da sei und er meinte nur "Wollten Sie die nicht selber ziehen?" Ich antwortete, dass ich das gern getan hätte aber die Knoten seien unter die Haut gerutscht und ich kriege sie mit meinem Werkzeug nicht gepackt.
Er ließ sich von mir auch die Story aus dem Notdienst erzählen und schüttelte den Kopf über den Kollegen während er sich redlich mühte, die Fäden zu entfernen. Er musste teilweise blind im Fleisch rumschneiden, für Zartbesaitete wäre das kein schöner Anblick gewesen. Weh tat es außerdem. Mein Hausarzt punktete dann bei mir, als er sagte, dass er meine Gerinnungsstörung kennt und dass er damit halbwegs entspannt ist. Schön zu sehen, dass da einer die Entzündungskaskaden im Kopf hat und weiß, wie welches Medikament wirkt. Das habe ich bei ausgebildeten Ärzten schon ganz anders erlebt.

Heim gings mit dem guten Gefühl, in der Praxis gut aufgehoben zu sein und vorerst keine Ärzte sehen zu müssen. Also hoffentlich. Wenn ich mir in einem der Wartezimmer nicht doch die Grippe geholt habe.

Freitag, 16. März 2018

"das machen wir immer so"

"In Deutschland droht eine Opiat-Epidemie wie in den USA" schrieb die Welt gestern. Man darf von diesem Blatt halten, was man will. Ich lese normal weder Welt noch Bild oder eines der anderen, reißerischen Schmierblätter aber mein Handy hat mir ungefragt diese Meldung als Nachricht angezeigt und da musste ich doch mal genauer hinlesen.
Auch andere Zeitungen hatten dieses Thema schon, es scheint ein Lückenfüller fürs Sommerloch und Märzloch zu sein.

Als ich die früheren Male im Krankenhaus lag, zuletzt 2014, wurden Schmerzmittel nur auf Nachfrage gegeben. Also klingelte man entweder vor Schmerzen nach der Schwester oder sie fragten beim einer ihrer Rundgänge ob alles okay sei oder ob man Schmerzen habe. Ungefragt bekam ich nur meine Gerinnungsmittel und gegebenenfalls noch ein Antibiotikum, sofern nötig und angeordnet.

Dieses Mal war ich in einem anderen Krankenhaus und da lief einiges anders. Mein Arzt hat dort Belegbetten und hatte mir vorher Medikamente verschrieben, die ich dann zum Aufenthalt mitbringen sollte für den stationären Aufenthalt und auch für die Tage danach. Ein NSAID "Arcoxia" und ein Gerinnungsmittel.
Im Aufwachraum hatte ich etwas Schmerzen, vor allem die Lagerung meines Beines auf einem Kissen war schmerzhaft. Dort gab man mir etwas direkt in meine Infusion hinein und lagerte mein Bein anders. Danach waren alle Schmerzen weg. Sie blieben es auch. Abends bekam ich eine Tablette im ausgeschnittenen Blister zum Essen dazu. Und natürlich einen Magenschoner. Ich fragte, was das sei und man sagte mir "ein Schmerzmittel, Oxycodon. Ein Opiat"
Ich sagte, ich habe keine Schmerzen und sah erstmal nach, ob sich dieses Mittel überhaupt mit meiner Gerinnungsstörung und den Gerinnungsmedis verträgt. Dabei musste ich feststellen, dass dieses Schmerzmittel in den ersten 12-24 Stunden postoperativ besser nicht gegeben werden soll und wenn, dann nur nach sorgfältiger Risiko-Nutzen-Abwägung. Ich hatte keine Schmerzen also sah ich den Nutzen nicht und nahm das Mittel nicht. Auch in der Nacht blieben die Schmerzen aus. Zur Frühschicht kam eine andere, deutlich resolutere Schwester. Sie wollte mir zunächst eine Infusion anhängen aber da ich mein Gerinnungsmittel inzwischen als Tablette bekam und die nächste Dosis erst nachmittags fällig war, fragte ich, was das sei.
Sie: "Ein Schmerzmittel"
Ich: "das brauche ich nicht, ich habe keine Schmerzen"
Sie: "das kriegen alle, Sie kriegen nachher Schmerzen wenn die Physiotherapeuten mit Ihnen fertig sind" 
Ich: "dann kann ich ja dann immer noch um ein Schmerzmittel bitten. Jetzt habe ich keine Schmerzen, ich war auch schon auf, ich möchte nachher nach Hause gehen."
Geschickterweise kam der Arzt da rein und sie konzentrierte sich auf meine Zimmergenossinnen. Ich sagte ihm wahrheitsgemäß wie es mir ging und ob aus seiner Sicht was gegen ein heutiges Verlassen des Hauses spräche. Tat es nicht, ich könne gehen.
Als er raus war, wollte es die Schwester noch mal mit der Infusion versuchen aber ich hielt den Zugang zu und sagte "den dürfen sie ziehen, wenn die Physiotherapeuten mit mir fertig sind, gehe ich heim" -
sie: "davon weiß ich nichts"
ich: *zur Tür zeigend* "das hat Herr Doktor gerade gesagt, fragen sie ihn"
sie: "na dann glaube ich Ihnen das, ich bringe Ihnen gleich das Frühstück"

Auf dem Frühstückstablett stand, wie konnte es anders sein, neben Brötchen und Marmelade auch eine Oxycodontablette und ein Pinnchen Lactulose, damit ich das Oxycodon überhaupt vertrage. Die Schwester wollte sehen, wie ich das nehme und wartete.
Ich sagte wieder "ich habe keine Schmerzen"
sie "aber sie müssen das nehmen, das kriegen hier alle, das machen wir immer so"
ich: "ich habe ein Medikament mit hierher gebracht, es heißt Arcoxia, das muss ich nehmen und das sollte ich heute früh kriegen, bringen Sie mir das noch? Das steht in meinem Behandlungsplan, dieses hier nicht"
sie: "wie heißt das? Arcoxia, davon weiß ich nichts"
innerlich verdrehte ich die Augen. "das hat der Arzt ausdrücklich verschrieben. Auf der Schachtel steht mein Name."
sie "warum sollen sie das nehmen?"
ich "das dient der Ossifikationsprophylaxe"
offenbar war sie beeindruckt, dass ich so ein kompliziertes Wort kenne und verstehe, sie versprach, nach dem Mittel zu suchen. Es dauerte nur 10 Minuten, da fand sie es auch.

Frühstück sei dank war ich danach fit und wollte nur noch eines: ins Bad, endlich Waschen, Haare kämmen, Zähneputzen. Die Schwester machte einen erkennbaren Bogen um mich, blieb aber dennoch freundlich.
Wie ich so am Waschbecken stand, kam die Physiotherapeutin, freute sich nen Keks dass ich schon auf war, zeigte mir kurz, wie man korrekt auf Krücken läuft und entließ mich.

Herr Zimmermann rief an und fragte, was er mich holen dürfte. Die Schwester hörte das mit und sagte "sagen Sie, das geht sofort, ich mache Ihre Sachen schnell fertig" ich entgegnete, dass ich ruhig warten könne denn sie hatte viel zu tun. Aber offenbar freute sie sich darauf, mich renitente Tablettenverweigerin los zu werden. Ich bat sie also, meine Tabletten zu bringen und meinte damit die Medikamente, die ich mitgebracht habe und die ich nehmen musste. Also das Gerinnungsmittel und das NSAID.

Zurück kam sie mit 2 Dosetts in denen je 7 Tabletten lagen. Je 3 längliche Weiße und morgens noch ein Magenschutz. Ich fragte sie, was das sei. Sie sagte, das sei ein Schmerzmittel. Ich sagte mir *Laterne, bleib nett, die Dame hat gerade furchtbar Stress* und sagte "ich brauche noch das NSAID Arcoxia und das Gerinnungsmittel. Sie haben beide Schachteln bei sich, es steht mein Name drauf. Ich brauche die ganzen Schachteln, die muss ich mehr als zwei Tage nehmen." 
Sie sah mich irritiert an. Ich sagte "diese Mittel muss ich nehmen wegen meiner Gerinnungsstörung und dass nix verknöchert. Es ist Wochenende, ich kriege auch nicht so schnell ein neues Rezept her und ich muss in 4 Stunden die nächste Tablette nehmen"
Sie versprach zu suchen und ging ins Stationszimmer. Ich krückte hinterher um die Schachteln, falls ich sie sehe, zu bestätigen. Sie fand in der 3. durchsuchten Schublade die eine mit dem NSAID. Dann zog sie blind weitere Schubladen auf und verzweifelte langsam hörbar. Der Pflegeschüler betrat den Raum und sie fragte ihn, wo mein Medikament sei. Sie hatte in den letzten 2 Minuten schon wieder vergessen, um welches Medikament es überhaupt ging. Ich nannte ihm den Namen, er griff in einen Schrank und traf direkt ins Schwarze.

Schnell verließen wir die Station und ich zahlte 20€ Gebühren für nicht mal 24 Stunden Aufenthalt.
Zuhause entsorgten wir als Erstes die unbeschrifteten Schmerzmedikamente. Ich hatte übrigens immer noch keine Schmerzen. In den letzten 2 Jahren hat mir die Ursache der OP deutlich stärkere Schmerzen bereitet als das, was 18 Stunden postOP davon übrig blieb. Und da hatte ich nie Schmerzmittel genommen.

Ich fürchte, an der Opiatepidemie ist was dran. Wenn ich sowas schon hingestellt kriege mit der Begründung "Sicher kriegen Sie gleich Schmerzen" und "das machen wir hier immer so, das kriegen alle frisch Operierten" dann läuft doch was schief, oder?

Dienstag, 13. März 2018

Humpelstielzchen

Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Humpelstielzchen heiß...

Seit letzter Woche bin ich auch Krücken unterwegs. Auf zweien auch noch um dann wirklich vollständig auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Das linke Bein darf ich derzeit mit 20kg belasten. Das ist mehr als ich erwartet habe und mehr als ich im Stand in den letzten zwei Jahren belastet habe.

Gott sei Dank beweist mein Körper dieses Mal echt super Heilfleisch und ich bin nahezu schmerzfrei, auf jeden Fall schmerzfreier, als ich die letzten zwei Jahre war. Von daher war die Entscheidung für die OP die Richtige. Jetzt muss ich nur wieder ganz auf die (eigenen) Beine kommen, dann gehts wieder rund.

Am Wochenende dürfte ich schon wieder Radfahren. Also im ersten Gang oder so. Aber: ich darf. Schön, oder? Mein Physiotherapeut wird sich freuen, wenn ich ihn nächste Woche besuche.

Donnerstag, 8. März 2018

Weltfrauentag

Heute ist also Weltfrauentag, entnehme ich unserem wöchentlichen Ratschblättchen*

Das hat es auf die Titelseite geschafft, inklusive Fortsetzung auf Seite 4. Thema:

17 Ungerechtigkeiten im Leben einer Frau

Herr Soulweepr würde jetzt sagen, 
ich befände mich in aufgeräumter Grundstimmung. 
Vielleicht hat er da Recht. 

Ich nehme das mal auseinander:

1. Frauen verdienen im Schnitt 22% weniger als Männer. Bei gleicher Qualifikation und Arbeit ca 7%. 
Aha. Also doch nur 7% - klingt halt nicht so reißereisch wie 22%.

2. Männer beanspruchen ca 80% der Redezeit in Konferenzen. Außerdem unterbrechen sie Frauen 5x so häufig wie umgekehrt.
Was mir für diese Zahlen fehlt ist der Referenzwert: wie viele Männer und Frauen sitzen denn in den Konferenzen und haben diese Frauen da überhaupt Anspruch zu reden oder sind sie "nur" Protokollantinnen?

3. Männer kommen beim Sex zu 95% zum Höhepunkt, Frauen nur zu 69%. Das hängt damit zusammen, dass manche Männer unter Sex nur Penetration verstehen und das - für die Frau sehr wichtige Vorspiel - als überflüssig empfinden. 
Welche Feministin hat eigentlich diesen Artikel geschrieben? Als Nächstes beschwert sie sich über Pauschalisierungen? Ja es ist ungerecht, dass Frauen weniger häufig zum Höhepunkt kommen als Männer, das hat aber viele Gründe und liegt nicht ausschließlich an ihrem Geschlecht. Übrigens gibt es auch Männer, die nicht jedesmal kommen wollen oder können. Aber bei denen will man ja immer gleich herumdoktorn und es pathologisieren. Ich vermute, dass es da eine nicht unerhebliche Dunkelziffer gibt.

4. Frauen erhalten im Schnitt 53% weniger Rente
Kein Wort davon, woran das liegt. Sicher an der Ungerechtigkeit der Ämter, die viel lieber Männern Rente auszahlen als Frauen. Right?

5. Frauen frieren schneller. Statistisch gesehen besteht der weibliche Körper zu 25% aus Muskeln und zu 25% aus Fett. Fett kann Wärme zwar isolieren, aber nicht herstellen. Weil der männliche Körper zu 40% aus Muskeln besteht, frieren Männer seltener. 
Dazu hatte ich auch schon mal was geschrieben.

6. Eine Studie der "Warsaw School of Economics" hat bewiesen: Männer finden intelligente Frauen weniger Attraktiv. Umgekehrt können Männer ihre dicken Bäuche bei Frauen mit Intelligenz ausgleichen. 
Aha. Nun... ich bin ja ein Verfechter des "sich riechen könnens" und da gibts tatsächlich sowas wie Anziehungskraft auf den ersten Riecher. Wir alle haben nämlich das normalerweise voll funktionsfähige Jacobson Organ oder auch Organon vomeronasale, was Pheromone wahrnimmt und noch vor dem ersten Satz den man sagt, Botschaften an das Gegenüber sendet.
Übrigens wurde diese oben erwähnte Studie beim Speeddating von 500 Teilnehmern gemacht. Wie viel man über die Intelligenz in 4 Minuten aussagen kann, lasse ich jetzt mal offen.

7. Frauen besetzen seltener Führungspositionen. 13% der Männer haben eine leitende Funktion, aber nur 7% der Frauen. 
Mal abgesehen davon, dass ich mich frage wer die restlichen 93% bzw 87% sind, ist das ein Dauerthema in den Medien. ICH finde, dass Führungspositionen nach Können vergeben werden sollten, unabhängig vom Geschlecht.

8. 40% der Frauen bei uns haben seit ihrem 16. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren, so der Bundesverband der Frauenberatungsstelle und Frauennotrufe. 
Das ist schrecklich. Für Männer gibt es leider weniger verlässliche Zahlen. Denn die schämen sich, darüber zu sprechen. Immer noch ist in der Gesellschaft das Denken verankert, dass Männer das starke Geschlecht sind. Da sie statistisch mehr Muskelmasse haben (s. 5.) ist das auch nicht komplett falsch. Statt dass man da aber die Geschlechterunterscheidung bedient, sollte man das Thema (häusliche) Gewalt doch mal ganzheitlich angehen, oder?
Und warum wird hier eigentlich erst von ab 16jährigen gesprochen? Zählt Gewalt gegen Kinder nicht?
Spielen wir doch mal ein Spiel: sucht doch mal bitte Sorgentelefonnummern, Nummern gegen Kummer und deren Homepages etc. zum Thema häusliche Gewalt raus und schaut dann, wie die Hilfeangebote und Ratschläge aussehen. Ich finde es erschütternd, wie die meisten Beiträge schon grundsätzlich davon ausgehen, dass die Gewalt von Männern oder Vätern ausgeht während Frauen als Täterinnen selten adressiert werden. Ich bin kein Freund davon, sämtliche Geschlechtesbezeichnungen in Texten zu gendern, aber es ist das eine ob ich schreibe "Täter" und den Rest des Satzes so formuliere, dass beide Geschlechter gemeint sein können oder ob ich speziell die Männer als Täter adressiere und die Frauen als Opfer adressiere.

9. Viele Frauen arbeiten in Teilzeit, insbesondere Mütter: Bei 25- bis 54-jährigen mit Kindern in Schule oder Ausbildung sind es 62%. Zum Vergleich: In Frankreich liegt der Anteil nur bei 26%.
Das deutsche Schul- und Kindergartensystem setze ich als bekannt voraus, auch die Problematiken. Aber schauen wir doch mal nach Frankreich: Dort gibt es die Vorschulen für die 3-6jährigen, die (bis auf den Mittwoch) ein Ganztagesangebot sind. Mit anderen Worten: von 8:30 bis 16:30 sind die Kinder in der Vorschule, wer aus beruflichen Gründen dann noch nicht sein Kind selbst betreuen kann, kann eine Betreuung darüber hinaus buchen. Auch die Schulen sind Ganztageseinrichtungen mit ggf. einem darüberhinausgehenden Betreuungsangebot.
Ich kenne übrigens einige Mütter, die den Kindern zuliebe zuhause bleiben WOLLEN weil sie sie selbst betreuen wollen. Auch sie gehören zu den 62% der Teilzeitarbeitenden. Ist es auch dann ungerecht, wenn es gewollt wird?
Äpfel. Birnen. Und alle über einen Kamm.

10. Frauen rasieren sich (freiwillig) die Beine - auch weil 75% der Männer den Wildwuchs abtörnend finden. 
Na was denn nu? Tun sies freiwillig oder weil Männer das abtörnend finden?

11. Die Haut eines Mannes ist bis zu 0,2mm dicker. Sie ist auch robuster und straffer. Das liegt am Aufbau der Kollagenfasern, die bei Männern besser vernetzt sind. 
Da konnte ich jetzt auf die Schnelle weder Quellen noch Beweise dafür oder dagegen finden (bitte mal in den Kommentaren posten).
Ich möchte aber kurz zu bedenken geben, dass Frauen tendenziell mehr Cremes benutzen. Dies nicht, damit die Haut härter und widerstandsfähiger ist.
Männer hingegen arbeiten nach wie vor tendenziell mehr in Berufen mit körperlicher Arbeit und entwickeln somit eher Hornhäute und Schwielen an den Händen - etwas was eine Frau schnell wegpflegen würde, sofern es sie stört. Ich persönlich habe meine Schwielen eingecremt damit sie nicht aufbrechen und harte, kratzige Kanten entstehen.

12. Männer können durch ein regelmäßiges Krafttraining schneller Muskeln aufbauen und Fett abbauen als Frauen.
Hmm, auch da fehlen mir gerade zitierfähige Quellen dafür oder dagegen.
Aus der Tiertrainingsbranche kann ich sagen, dass wir Trainer da keinen Unterschied machen, ob wir nun Stute, Hengst, Wallach bzw Rüde oder Hündin trainieren. Für Menschenfrauen entdecke ich vor allem deshalb andere Trainingspläne, weil Frauen andere Körperregionen gezielter trainieren wollen als Männer. Ihre individuellen Prioritäten sind oft anders. Frauen möchte ja meist gern das vordere, obere, doppelt angelegte Fettgewebe behalten und dennoch einen flachen Bauch haben. Da muss man etwas vorsichtiger und gezielter ran täte ich sagen. Aber was Menschen betrifft, bin ich Laie.

13. Die weibliche Harnröhre misst im Durchschnitt 3-5cm, die männliche ist mit 20-25cm fünfmal so lang. Aufgrund der längeren Harnröhre dringen Bakterien schwerer in die Harnwege ein und Harnwegsinfektionen trten bei Männern seltener auf als bei Frauen. 
Tja nun, dafür müssen wir Mädels keinen Penis mit uns rumschleppen, der uns, samt seiner zwei Kumpels, im Sommer an der Oberschenkelinnenseite klebt. Irgendwas ist ja immer. Ich persönlich kann die Zahl der Harnwegsinfekte meines Lebens an einem Finger abzählen. Übrigens ist ein Harnwegsinfekt bei Männern deutlich schlimmer als bei Frauen. Frauen bekommen ein Antibiotikum und gut ist, Männer bekommen das zwar auch, müssen aber dann deutlich häufiger zu Kontrollen, obs auch wirklich weg ist/besser wird.

14. Ein Jahr nach Ausbildungsende verdienen Frauen durchschnittlich 14% weniger als Männer. 
Das ist bedauerlich, sehr. Ich bin für eine leistungsgerechte Bezahlung ohne aufs Geschlecht zu achten.

15. Ein Mann mit grauen Schläfen wirkt erfahren und kompetent. Grau gesträhntes Haar bei einer Frau gilt oft als unattraktiv. 
Moahh.... "wirkt..." "gilt oft" ... wir bemerken alle die schwammigen Formulierungen, oder?
Es liegt doch an der persönlichen Eitelkeit eines jeden, ob er mit seiner Haarfarbe zufrieden ist. Zufriedenheit macht übrigens sexy.

16. Mit den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel. Wasser und Fettgehalt der Haut nehmen ab. Die abnehmende Produktion von Kollagenen und Elastin sorgt für einen Verlust an Straffheit und Elastizität. Die Haut verliert ihr pralles Aussehen und das jugendliche Strahlen. 
Ich sehe noch nicht, warum das eine Ungerechtigkeit ist, die Frauen betrifft. Auch Männer altern, auch Männer bekommen Falten.

17. Frauen arbeiten häufiger in Berufen oder Branchen, in denen die Löhne niedrig sind. Z.B. sind 85% aller Reinigungskräfte weiblich.
Das mag sein. Aber das sind in der Regel persönliche Entscheidungen der Frauen, in diesen Berufen zu arbeiten. Manchmal fühlen sie sich qua (fehlender) Ausbildung gezwungen, manchmal durch Kinder, die ihnen nicht so flexible Arbeitszeiten gönnen. Fakt ist, dass man in den Beruf der Reinigungskraft als Quereinsteiger reinkommt, damit ist es leicht, diesen Job zu bekommen. Ich habe auch schon geputzt und es war nicht der schlechteste Job meines Lebens. Auch nicht der am schlechtesten Bezahlte. Übrigens.
Dem Reinigungspersonal sollte man viel mehr Wertschätzung entgegenbringen. Auch monetär.
 *) Südfinder Oberschwaben, 7.3.2018

*****
In meiner Abizeitung wurde ich als "Stufenemanze" bezeichnet und fühlte mich missverstanden.
Ich bin dafür, dass Frauen so behandelt werden wie Männer, was Arbeit und Einkommen betrifft und einige andere Dinge. Ich bin aber auch dafür, dass Männer so behandelt werden wie Frauen.
Es darf nicht sein, dass man "häusliche Gewalt" googelt und nach Wikipedia und der Polizeiberatung dann erstmal nur Angebote für Gewalt gegen Frauen findet. Gewalt gegen Männer findet statt und dessen Bagatellisierung fängt da an, wo jemand, egal ob Mann oder Frau, darüber die Nase rümpft und sagt "warum wehrt der sich nicht, ist doch ein Mann?"
Seit vielen Generationen bringen Eltern ihren Kindern bei: "Frauen schlägt man nicht" und dann wundern wir uns darüber, dass das auch das Wehren miteinschließt?
Mädchen hingegen wird beigebracht, sich immer und gleich zu wehren, sich nichts gefallen zu lassen, notfalls körperlich wenn sie sich bedroht fühlen. (was in ihrem eigenen Ermessen liegt). Da läuft doch etwas schief, nicht?
Können wir nicht alle gewaltfrei leben? Statt uns aufzuregen, tief durchatmen? Jeden Menschen zu respektieren?
Ich bin ja ein durch und durch empathischer Mensch und auch meine Geschwister sind mit einer großen Wertschätzung und Hilfsbereitschaft anderen Menschen gegenüber gesegnet. Ich fragte mal meine Eltern, was ihnen in der Erziehung wichtig war. Zitat: "wir haben darauf geachtet, nie vor euch Kindern schlecht über andere Menschen zu reden. Egal ob der Nachbar oder ein Politiker."

Es gibt Unterschiede zwischen den Geschlechtern und sie lassen sich nicht leugnen. Ein Mädchen, was ausschließlich "geschlechtsneutral" erzogen wird, deren Eltern alle Arten von Spielzeug anbieten, die dem Kinde Farben anziehen, die nicht eindeutig aufs Geschlecht schließen lassen, sie spielen trotzdem gern mit Puppen, sie ziehen sich trotzdem gern rosa an und finden die Eiskönigin toll.
Oft spielen übrigens auch Jungs mit Puppen, aber wie viele Eltern habt ihr schon erlebt, die mit ihrem Sohn und einem Puppenwagen einen Spaziergang machen? Viele Eltern, besonders Väter, erlauben auch im Jahre 2018 ihren Söhnen nicht, mit Puppen zu spielen aus Angst, sie könnten verweichlichen oder gar schwul werden. (ich lasse das mal so stehen, sonst ist das einen eigenen Post wert)

Es wäre falsch, sämtliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu leugnen. Sie sind nunmal da und es ist auch gut so.

Falsch ist es aber auch, Männern Dinge vorzuwerfen, an denen sie nichts ändern können. Ja es ist schade, dass wir Frauen uns nicht einfach an den Busch stellen und im Stehen pinkeln können. Aber müssen wir daraus den Männern einen Vorwurf drehen?
Ja es ist schade, dass Frauen bei gleicher Arbeit und Leistung schlechter bezahlt werden - aber bringen uns Vorwürfe da weiter oder sollten wir überlegen, woran das liegt und wie wir das ändern können? Haben wir vielleicht einfach schlecht verhandelt mit dem Chef?
Wollen wir wirklich in allen Punkten gleichberechtigt werden oder ist es okay für uns, dass Männer tendenziell mehr "Drecksarbeit" machen als wir Frauen? Und sollten wir das nicht auch wertschätzen, so wie wir Frauen für unsere Arbeit gewertschätzt werden wollen?

Und übrigens:
Ich hätte das Wort "Fotze" nicht gewählt, das mag ich nicht.

In diesem Sinne wünsche ich euch einen schönen Weltfrauentag und übrigens, falls es in keiner Zeitung steht:
Am 3. November ist Weltmännertag
Am 14. November ist Schnitzel-und-Blowjob-Tag

Dienstag, 6. März 2018

Liebhaberstück

Zwei gebrochene Achsen.

(Wieder)aufbau hinten.

Wäre es ein Auto, man würde sich gut überlegen ob man all die Arbeit reinsteckt, es über den nächsten Tüv zu kriegen. Es ist aber kein Auto und so versuche ich zu retten, was zu retten ist.