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Mittwoch, 25. April 2018

Manchmal

Manchmal fallen mir so Momente aus der Vergangenheit ein. Ich weiß nicht, woher der Gedanke kommt, aber eben fiel mir ein, wie ich mal in einer Sackgasse gelebt habe. Am Anfang, eines der ersten Häuser, das war ein großes Haus für betreutes Wohnen oder sowas. Es lebten dort einige Menschen mit Trisomie 21 und ähnlichem. Sie waren alle sehr nett, lachten viel, unternahmen viel.
Wenn man da eine Weile lebte, kannte man auch einige der Gesichter. Manche wurden Freitags von Familienangehörigen abgeholt und sonntags oder montags morgens zurück gebracht. Andere nie.
Einmal stand ein Junge, ich würde sagen, 14 Jahre alt, an der Einfahrt und war hibbelig und voller Vorfreude. Als ich entlanglief, rief er mir voller Vorfreude entgegen, dass er am Wochenende zuhause sein dürfe, er würde gleich abgeholt. Ich freute mich mit ihm und wünschte ihm ein tolles Wochenende. Als ich vier Stunden später wieder vorbei lief, stand er immer noch an der Ecke. Inzwischen nicht mehr gar so aufgeregt. Jemand, ich glaube das war der Leiter dort, versuchte ihn zu überreden, rein zu kommen aber er sagte "Papa kommt ganz bestimmt, er hat es mir versprochen." Der Mann sagte beiläufig zu mir "Der Vater hat ihn seit Jahren nicht besucht oder gesehen." ich schaute den Jungen an und schlug ihm vor, dass er drinnen was trinken und essen könne, Papa wisse ja wo er sei und könne ihn auch drinnen abholen.
Mit hängendem Kopf und hängenden Schultern schlurfte er rein, der Mann legte seinen Arm und die Schulter und warf mir noch einen dankbaren Blick zu.

Heulend ging ich nach Hause.

Papa war übrigens nicht mehr gekommen. 

2 Kommentare:

  1. Eine schlimme Geschichte...und es fällt schwer, sich eine Begründung oder eine Vorgeschichte dazu einfallen zu lassen, bei der der Vater gut wegkäme oder sein Verhalten zumindest begründbar erschiene.

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