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Mittwoch, 21. November 2018

Was mich bewegt - Plastik

Seit über 10 Jahren möchte ich plastikfreier leben. Zumindest ist das der Zeitraum, wo ich mich bewusst dran erinnern kann, dass ich das will.
Mit der Zeit wurde meine Abneigung gegen Plastik immer größer und Pressemeldungen, wie das Mikroplastik im Stuhl des Menschen gefunden wurde oder dass wiedermal ein Wal mit vielen Kilo Plastik im Bauch angeschwemmt wurde, triggern das natürlich.

Ich bin den Medien dankbar, dass sie die Aufmerksamkeit drauf lenken und teils sogar Sondersendungen produzieren dazu.

In den letzten Tagen gehe ich bewusst mit offenen Augen durch die Wohnung und schaue, wo überall Plastik ist:

Schauen wir uns um:
der Schlüssel in meiner Hand ist aus Metall, ebenso der Schlüsselanhänger.
Die Schuhe sind aus "waterproofleder" mit "active-X-Futter"
Jacke - Kunstfasern.
Schal/Halstuch - teils teils
Hose - 85% Baumwolle, 15% Polyester
Unterwäsche - Polyzeugs, also auch Plastik, meine Socken haben immerhin einen recht großen Baumwollanteil

erstes Kleidungsfazit: Die Kunstfasern bieten ein mehr an Komfort, auf das ich ungern verzichten möchte bzw im Fall der Schuhe auch nicht kann.

Getränke für unterwegs stehen in PET-Einwegflaschen bereit. Das fuchst mich sehr. Auch wenn das PET-Recychling in Deutschland angeblich gut funktioniert, ist das etwas, was ich ändern möchte.

Zu Hause trinken wir aus Gläsern und schenken ein aus Glasflaschen, in denen wir selbst aufsprudeln. Auch wenn noch aus alten Zeiten Plastikbecher im Fundus sind, einige zB von Tupper sogar schon älter als ich selbst.
Kaffee kochen wir Plastikfrei und der Kaffeesatz landet auf dem Kompost. Einzig die Kaffeemühle, ein sehr sehr altes Modell, ist aus Plastik. Es ist so alt, damals haben die Hersteller noch nicht mit geplanter Obsoleszenz gearbeitet. Sollte sie irgendwann kaputt sein, wirds sie plastikfrei ersetzt. Die Kaffeebohnen sind in den bekannten Tüten, irgendein Plastik-Alu-Gemisch. Gibts da Alternativen?

Der Bürostuhl ist aus Kunststoff und Metall.
Computer, Drucker etc - müssen wir nicht drüber reden, oder? Ich glaube für diese Ökosünden gibts keinen Ersatz.
Stifte - zumeist aus Kunststoff.

Bettwäsche - Mikrofaser mag ich nicht, da schaue ich auf einen möglichst hohen Baumwollanteil. Auf unserem Bett ist Biberbettwäsche. Darüber liegt zu meiner Schande eine flauschig weiche Mikrofaserdecke, die ich mal geschenkt bekam vor Jahren.

Einkauf:
Milch in Tetrapacks. Wenn mir jemand sagt, wo ich laktosefreie Milch in Glasflaschen bekomme und das auch noch bezahlbar, bin ich dabei. bei ca 1 Liter pro Tag sollte ich aber nicht allzu weit fahren müssen, es bringt der Umwelt keinen nachhaltigen Effekt wenn ich für 10 Liter Milch pro Woche 50km fahren muss.
Ich werde mal schauen, obs in dem Milchautomaten, der neu im Eingang des Supermarktes steht, auch diese sog. A2-Milch gibt und die werde ich dann mal testen. Wenn die wirklich so verträglich ist, dann ist das prima. Wenn nicht, muss ich halt weiter warten bis die "echte" laktosefreie Milch in Glasflaschen verkauft wird.
Nudeln gibts glücklicherweise in Kartons, Kartoffeln sind im Supermarkt meist in dünnen Plastiknetzen.
Gemüse kaufe ich so gut es geht lose, Paprika allerdings sind oft im Plastikverpackten Ampelgebinde am günstigsten.
Die Plastiktüten um Salat und Bananen lasse ich weg. Bei Gurken hatte ich lange Glück, im Penny gabs die normalen Gurken unverpackt, die Biogurken hingegen waren in Plastik eingeschweißt. Also kaufte ich die ohne das lästige Kondom herum.
Wurst und Käse im Supermarkt sind eingeschweißt verpackt. 

Fassen wir zusammen:
Kauft man Obst, Gemüse, Wurst, Käse etc auf dem Markt oder im Gemüseladen, kriegt man sie lose. Zahlt aber oftmals mehr als im Supermarkt und man muss besser planen - Markt ist halt nicht jeden Tag.

Unverpacktläden gibts nicht überall. Wir haben einen in 25km Entfernung aber ohne Parkmöglichkeiten in der Nähe - mit dem Rad hinfahren ist keine Alternative und Öffis auf der Strecke ebenso wenig. Der Zeit- und Geldaufwand um dort einzukaufen rechnet sich selbst dann nicht wenn man es sich leisten kann, mehr auszugeben um auf Plastik zu verzichten.

Apropost Kondome: die sind auch aus Polyisopren (latexfrei) - aber sowohl Verzicht als auch Babys kommen nicht in Frage - also wieder etwas, wo der Kompromiss zugunsten des Plastiks ausfällt

Meine Brille besteht aus Kunststoff mit Metallscharnieren. Auf Kunststoffgläser möchte ich nicht mehr verzichten - sie sind leichter und bruchsicherer als Glas. Das ist bei einem Teil, bei dem ich auf guten Sitz und bequemen Tragekomfort angewiesen bin nicht diskutierbar.

Beim Kleiderneukauf kann ich drauf achten, dass ich mit geringem Kunstfaseranteil kaufe und vor allem - ohne Plastiktüten drum herum. Ich kaufe dann im Laden vor Ort, dann wird mir nicht alles in Plastiktüten gesendet - aber ich muss mit dem Wissen leben, dass der Klamottenladen alle Kleidungsstücke auch einzeln in Plastiktüten verpackt geliefert bekommt. Das heißt der Müll wird trotzdem produziert, er landet nur nicht bei mir.
Im Moment begegne ich dem Problem, indem ich einfach nix neues kaufe aber früher oder später ist alles mal verschlissen und muss ersetzt werden. Das angestrebte Nudistenleben kann ich in Deutschland nicht führen.

Getränke unterwegs: besonders im Sommer finde ich Wasser unverzichtbar. Ich habe überall eine Flasche dabei. Glas ist mir zu schwer und zu gefährlich, an vielen Orten ist es auch verboten, Glasflaschen mitzunehmen. Das ist also keine Option. Plastik möchte ich nicht mehr, also bleiben Metallflaschen. Alu mag ich nicht, bleibt Edelstahl. Da gibts inzwischen immer mehr Hersteller und manche verkaufen sogar plastikfreie Deckel auf ihren Flaschen - prima. Das steht also auf der "wer nicht weiß, was er mir schenken soll-Liste"
Kohlensäurehaltiges Wasser ist bei den Flaschen aber etwas schwieriger, sie scheinen dann nicht ganz dicht zu sein.
Und was, wenn ich unterwegs Saftschorle trinken will? Kaufe ich mir also Saft im Tetrapack oder in der Plastikflasche und mische es mir selbst an oder kaufe ich doch wieder die günstigen, fertig gemischten PET-Flaschen aus dem Discounter? Oder verzichte ich?

Auch ein Ersatz für den Coffee-to-go Becher ist noch nicht gefunden. Da gibts zwar welche aus Edelstahl oder auch aus Porzellan aber sie haben meist einen Kunststoffdeckel. Silikon geht auch nicht. Ich las unlängst, dass es auch Bambusdeckel auf solchen Bechern gibt - aber wo werden die hergestellt bzw deren Rohstoffe? Macht dieser Deckel die Reise um die Welt um meinen Kaffee zu bedeckeln? Ist es dann sinnvoll, einen solchen zu kaufen?
Klar kann ich meine 2 Kaffee am Tag auch zuhause in mich reinschütten aber gelegentlich klappt das halt nicht und dann bin ich jedesmal dankbar, wenn ich auf einen solchen Becher zurückgreifen kann.

Noch was zum Alltag:
Duschgel und Shampoo kommt in Flaschen daher. Ich bin auch echt dankbar, dass ich ein bezahlbares Shampoo gefunden habe, was zusammen mit meiner empfindlichen Haut funktioniert, sodass ich über Alternativen wie Trockenshampoo o.ä. bislang nicht nachdenke und diese Art des Verpackungsmülls in Kauf nehme.
Zahnbürste und Zahnpasta: ich nutze eine Ultraschallzahnbürste und möchte die auch nicht eintauschen gegen ein Modell aus Schweineborsten o.ä. - dafür bin ich zu überzeugt von der Sauberkeit die sie macht. Zahnpasta wäre austauschbar, gibts da Alternativen die nicht in Plastik verpackt sind?
Rasierer: aufgrund meiner ausgesprochen schlechten Augen nutze ich einen Mehrwegrasierer dessen Klingen hinter Gittern sind. Viele Tests mit Alternativen, u.a. vor Jahren mal der Test mit einem Rasierhobel waren nicht überzeugend. Wachsen lassen was man eh nur im Schwimmbad und der Sauna sieht ist keine Alternative für mich. Also müssen es wohl doch die Wegwerfklingen sein, denn schärfen (lassen) kann man die ja nicht.
Meine Haarbürste ist aus Plastik und erst dieses Jahr gekauft. Ich gestehe nicht nachgedacht zu haben - sie war im Angebot und ich brauchte eine neue. Darüber ärgere ich mich.
Zum Einkaufen nehme ich immer Klappbox/Korb oder die stabilen Mehrwegtaschen mit, die es u.a. bei dm für 1€ zu kaufen gibt. Die werden benutzt bis es nicht mehr geht, die Taschen sind sogar waschbar wenns sein muss. Tüten an der Kasse kaufe ich nie, eher lege ich den Einkauf lose in den Kofferraum und lade zuhause um in einen Korb um alles ins Haus zu tragen oder ich nehme einen leeren Karton im Supermarkt mit.

Ich stelle fest, dass ich an der ein oder anderen Stelle Plastik sparen kann.
Vor allem die PET-Flaschen sind mir ein Dorn im Augen und ich möchte für den nächsten Sommer eine andere Lösung haben.
Was Obst und Gemüse angeht, so werde ich beim nächsten Markttag mal die Preise vergleichen, ob ich bei Saisongemüse und Obst evtl sogar günstiger fahre, wenn ich nicht im Supermarkt kaufe.
Was die Milch betrifft, so bin ich bei der Recherche für diesen Post über die A2-Milch gestolpert und werde schauen, obs die hier gibt und wenn ja, ob ich sie vertrage. Sie würde um 1,30 pro Liter kosten (die laktosefreie im Discounter kostet 0,95/Liter) dafür wäre es aber ein regionaler Bauer dem ich was gutes täte und nicht einer großen Molkerei, die eh schon genug hat. Schauen wir mal.

Das, was einmal an Plastik im Haus ist, muss ich nicht dringend ersetzen. Was ersetzt werden muss/soll, sollte dann aber so plastikfrei wie möglich sein. Das betrifft vor allem die Dinge, von/aus denen ich esse und trinke.

4 Kommentare:

  1. Zahnpasta: Ich verwende die von Weleda:
    https://www.google.de/search?q=weleda+zahnpasta&rlz=1C1GGRV_enDE776DE776&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwiGnKK51uXeAhXJBywKHYZwAjoQ_AUIDygC&biw=1707&bih=911&dpr=1.13

    Die kommt in einer Metalltube, immerhin. Weiß aber nicht, ob das Alu ist. Aber immerhin ist die Tube selbst kein Plastic und sollte recyclebar sein.

    Rasierklingen: Nimmst Du da Männerklingen? Probier mal welche aus, mit drei Klingen in einem, die schneiden besser als die für Frauen (habe ich mir sagen lassen) und halten auch länger.
    Und bestehen zu weniger Prozentsatz aus Plastik.


    Ich habe in der Zwischenzeit auch Bambus-Kaffee-Becher angeschafft. Aber das Problem ist da echt, wie gross ist der Footprint um die zu erzeugen? Allerdings wenn ich Leute hier sehe, die jeden Tag mit einem Papier-Plastik-Togo-Becher vom Bäcker ankommen, dann fällt mir auch nichts mehr ein.

    Was Getränke angeht: es gibt nur mehr Leistungswasser. Kein Mineralwasser. Auch keine Kohlensäure mehr.
    Für den Transport habe ich ein paar Plastikflaschen aufgehoben, die aber auch die Spülmaschine überstehen und schon seit Jahren intern recyclet werden.

    Früher habe ich vom Markt auch gerne Bio-Aufstriche mitgenommen. Allerdings gab es diese nur in ... richtig, Plastikdöschen, mit Tüte aussenrum.
    Schade, gibt es nun nicht mehr. Aber ich versuche so etwas einfach auch selbst zu machen.
    Der größte Irrsinn ist für mich Obst- und Gemüseverpackungen. Ich kaufe desöfteren eben keine Bio-Produkte, weil gerade diese in Plastik eingepackt sind.
    Fleisch kaufe ich selbst nicht mehr und esse es nur maximal einmal pro Woche, daher fällt das auch nicht mehr ins Gewicht.
    Versandhandel ist ein RIESEN Problem.
    Und Kleidung. Ich mag meine Jeans mit leichtem Elastananteil.
    Ist das Plastik? Ja klar. Aber ich habe meine Kleidung im Schnitt 10 Jahre. Ich habe 2010 mal einen 35 Pack mit schwarzen Business-Socken gekauft, davon sind jetzt immer noch 5 Paar übrig. Jetzt musste ich aber mal nachkaufen.
    Ich denke, auf dem Niveau ist das ok.

    Was ich krass finde, ist wie günstig zum Teil Damenmode ist und wieviel davon jedes Jahr ersetzt wird durch die Sachen der neuen Saison.

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  2. Vielen Dank für deine Erfahrungen Clarco. Es freut mich, dass da noch andere an ihren ökologischen Fußabdruck denken :-)

    Zahnpasta: ich mache mal die Bestände leer, dann schaue ich mir mal die in Blechtuben an. Danke für den Hinweis, daran hatte ich nicht gedacht.

    Rasierklingen: da habe ich alle möglichen durchgetestet. Obs nun Männer- oder Frauenklingen sind, sie müssen für mich halt hinter Gittern sein sonst ist das Blutbad riesig und dank Gerinnungsstörung ist das eine recht lang anhaltende Sauerei. Auf die Rasur bestimmter Körperstellen möchte ich dennoch nicht verzichten.

    Ich trinke eh nur Leitungswasser bzw ab und an Sprudel aus dem Soda-Stream Crystal. Der hat immerhin Glasflaschen, wenn auch mit Plastikdeckel.

    Wenn dein Bambuskaffeebecher viel genutzt wird und viele viele Jahre hält, ist der ökologische Fußabdruck vermutlich vertretbar. Jetzt ist er einmal da und wegwerfen/ersetzen wäre schlimmer als weiternutzen.

    Die Aufstriche vom Markt könnte man aber eventuell in eigene Döschen umfüllen lassen. Falls du Tupperaltbestände hast, nimm doch die. Falls du Behälter kaufen müsstest, schau doch mal zB hier nach Edelstahl- oder Glasbehältern
    Die Waagen auf dem Markt haben Taratasten, ich würde aber erst fragen ob sie in eigene Behälter abfüllen (dürfen)

    Ansonsten überlege ich, Aufstriche selbst zu machen. Da müsste man sich aber zusammentun und tauschen, weil Kleinstmengen machen lohnt irgendwie so gar nicht, größere Mengen kriegt man aber evtl nicht so schnell weg wie es schlecht werden würde.

    Was Kleidung betrifft, handle ich genau wie du. Ich habe aber auch keine "modische" Damenbekleidung und in Läden wie Pri.ark kaufe ich aus Prinzip nichts ein. Lieber trage ich weiter meine alten Klamotten als da zu kaufen.

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  3. Aufstriche mache ich in der Zwischenzeit selbst. Allerdings experimentiere ich noch damit herum. Aber ja, im Endeffekt muss man die dann tauschen bzw. verschenken, weil es sich energetisch nicht lohnt, eine Aubergine in den Ofen zu werfen, wenn da auch gleich drei reinpassen würden.
    Wollen wir einen Aufstrichkreisel starten?

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  4. Wenn ich anfange, Aufstriche zu machen, komme ich drauf zurück. Im Moment ist der Kühlschrank mehr als voll von der ausufernden Joghurtproduktion. Ok, das wird auch ebenso schnell gegessen, nichts desto trotz sind meine Kapazitäten aktuell erschöpft.

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