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Montag, 27. März 2017

50 Shades of dingsda - eine Rezension

Ich habs versucht, wirklich. Ich habe den Film angefangen. Den ersten Teil. Aber als sich nach einer halben Stunde die Möglichkeit einer Telko auftat, war ich mehr als dankbar. Christian Gray war schlecht gecastet, Annas Potential war ausbaufähig und auch ansonsten hat es mich nicht gefesselt.

Aber von vorne: 50SoG ist ja nun ein alter Hut. Vor ein paar Jahren gehyped als das Buch raus kam aber viele Menschen sind dann doch zu faul die sinngebende Reihenfolge der Buchstaben eines dreibändigen Buches im Kopf in einen zusammenhängenden Text zu verwandeln und warten auf den Film.

Nicht so die Frau Laterne, die das Buch als auf Englisch vor einigen Jahren ungefragt geschenkt bekam und zu dem Zeitpunkt tatsächlich sowas wie Zeit zum Lesen hatte und alles verschlang, was ihr zwischen die Finger kam.

Dazu gehörte übrigens auch Twilight obwohl ich eigentlich dafür schon zu alt war. Aber das ist mir ja egal, ich lese ja auch nach wie vor gerne Harry Potter zum icksten Male.
Das war übrigens der Moment,
 als ich das erste Mal ernsthaft über Trennung nachdachte,
 als Ex meinte "wenn du noch einmal Harry Potter liest, verbrenne ich die Bücher" 
es war ja nicht so, als hätte ich laut gelesen... o_O 
Als ich 50SoG so las, dachte ich noch, dass es da erstaunlich viele Parallelen gibt zu Twilight. Junges, unschuldiges, unfähiges, mittelloses Mädchen lernt reichen, mächtigen Typen kennen. Kann nicht die Finger von ihm lassen, woher auch, ist ja auch der Erste, kann sich benehmen wie ein Gentleman und legt ihr die Welt zu Füßen. Es kommt zu Eifersüchteleien, er will sie vor sich schützen, sie wird verletzt und so weiter. Im Internet schrub dann jemand, dass 50SoG Fanfiction von Twilight sei und das machte ergab Sinn.

Der Handlungsstrang ist klar und parallel und mal ganz ehrlich: das einzige was da mit BDSM zu tun hat ist geschicktes Marketing. Die Bücher wurden gehyped ohne Ende und der Sexpart wurde in den Vordergrund gerückt. Aber wer, wie ich, sich durch alles was halbwegs Kurzweile versprach in der gut ausgestatteten Bücherei, gelesen hat, hat durchaus auch schon vor 50SoG Bücher gelesen, in denen Sexszenen detailliert genug beschrieben wurden dass man sich dazu selbst befummeln und kommen konnte und da gabs auch schon Szenen die BDSM Kontext hatten. Die wurden halt nie gehyped.

Die Story ist einfach eine Liebesgeschichte mit Machtgefälle. Junges, naives Mädchen verliebt sich in reichen, reiferen Typen, es geht hin und her, sie erleben kostspielige Dinge, sie lernt, dass er Feinde und Neider hat, lernt damit umzugehen und zeigt ihm seine Schwächen. Er fängt sie auf, ist für sie da, tut alles für sie auch wenn das bedeutet dass er nötige Konsequenzen ziehen muss die sie nicht ziehen kann. Wem Twilight gefallen hat, der wird 50SoG nicht total kacke finden denke ich. Und wer einfach mal Lust hat, in die Welt des Reichtums zu schnuppern und mit der Protagonisten Hubschrauber zu fliegen, zu segeln und shoppen zu gehen, wer die Augen schließen mag und sich als Mäuschen in die Szene reindenken mag, der wird das Buch mögen. Ab und an gehts auch mal um Sex. Aber bei 50SoG hat es bei mir nicht mal zum Masturbieren gereicht.

50SoG hat im besten Fall, das mag ich noch nicht beurteilen, zu einer Auflockerung des Tabuthemas Sex geführt. Wenns langfristig was bringt -dafür müsste das Thema jetzt präsent gehalten werden, auch nach dem dritten Film noch- dann bekommen wir eine Gesellschaft, in der immerhin neutral über Sex und dessen Spielarten geredet wird. Vielleicht nicht im Sinne von "ich mag/mache gerne/habe ausprobiert" aber vielleicht im Sinne von "es gibt ja... was denkst du dazu?" dann wären wir immerhin ein deutliches Stück weiter als wir es vor 17 Jahren waren, als meine Aufklärung noch aus Schweigen bestand.
 Das Buch, wie auch der Film haben meiner Meinung nicht dazu geführt, dass die Frauenwelt jetzt Doms ohne Ende will sondern höchstens, dass sie erkannt haben, respektvoll behandelt werden zu wollen und dann im Gegenzug auch bereit sind, mal etwas auszuprobieren oder jahrelange Phantasien aus der Versenkung zu holen und sich erlauben, diese eventuell sogar mal auszuprobieren.


9 Kommentare:

  1. Ich habe beide Filme gesehen, aber die Bücher dazu nicht gelesen. Weil ich bis zum Hype um den 1. Film die Bücher gar nicht kannte.
    Und jetzt würde ich sie auch nicht mehr lesen wollen - weil ich bis heute einfach immer wieder erlebt habe, dass nur eins richtig gut ist: entweder Film ODER Buch. Beides für sich noch nie.

    Aber zurück zum Film: Glaubst Du, der Film will inspirieren bzw. etwas "vorführen", das die halbe Gesellschaft (nach außen zumindest) noch nicht kennt, um eben diese Gesellschaft "aufzulockern"?
    Wenn, dann hätte beides für mich sein Ziel verfehlt.
    Was ich mir eher vorstellen könnte: Geschichten "vom Tellerwäscher zum Millionär" bzw. "vom hässlichen Entlein zur Schwanenkönigin" hat die breite Masse schon immer fasziniert. Vielleicht, weil solche Filme die Träume transportieren, die wir als kleines Mädchen möglicherweise geträumt haben.
    Denk nur mal an Pretty Woman! :) Nur Pretty Woman war vor gut 20 Jahren, die Zeiten ändern sich, heute reichts halt nicht mehr, wenn der Prinz mit Höhenangst sich eine Rose zwischen die Zähne und sich in die Ecke einer Außentreppe klemmt. Da muss heutzutage schon... mehr her.
    Ein modernes Märchen, weil der Prinz auf dem weißen Pferd rausgefunden hat, dass er mit der Peitsche in der Hand nicht nur eben dem Pferd, sondern auch dem Dornröschen.. ähm.. Beine machen konnte ;)

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    1. Nein, ich denke nicht, dass der Film (oder das Buch) inspirieren oder etwas vorführen WILL. Ich denke dass die Medien das daraus machen.

      Die einzige Filmreihe, die halbwegs gut ans Buch gekommen ist, ist Harry Potter. Und auch hier ist das ein oder andere auf der Strecke geblieben - kein Wunder, muss ja auch alles zeitlich in einen Film passen.

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  2. Ich hasse diesen Film. Weil er wie so viele andere Filme Frauen einredet, wenn sie lieb und naiv sind, retten sie den therapiebedürftigen Helden

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    1. Mir hat mal jemand gesagt: "In meine Praxis kommen nicht die, die eine Therapie brauchen, sondern die, an denen es ausgelassen wird."
      Aber in Märchenfilmen gibt es keine Realität.
      Wenn eine Frau an so etwas glaubt, sagt das mehr über sie aus als über den Film selbst.

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    2. Folgt man der These, dass kein Mensch etwas Anderes ist außer dem, zu was ihn seine Eltern und die Umgebung gemacht haben, dann sagt das GLAUBEN an so etwas vielleicht weniger über die Frau aus als über jene, die sie umgeben haben.

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    3. Sind es denn letztlich nicht auch genau diese beiden Komponenten, die uns formen?
      Das denke ich schon auch.
      Dennoch gebe ich mit zu bedenken, dass jede/r Einzelne selbst mitbestimmt, mit wem sie/ er sich umgeben möchte, mehr oder weniger. Für mein Empfinden endet die Prägung erst dann, wenn nichts mehr auf uns Einfluss hat bzw. haben kann. Und die Art des Einflusses bestimmen wir ja mit. Oder?

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    4. Andererseits... Vermutlich hast Du recht, denn das Wesen eines Menschen ist ja weitestgehend nichts anderes als die Summe seiner Prägungen von außen. Hm. Beschäftigt mich grad. Ich nehm das jetzt mal mit aufs Kissen. Gute Nacht ;)

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    5. @Nelly: Ich stimme dir zu. Aber immerhin baut es die Schranken ab vor den seelischen Erkrankungen. Viele Menschen assoziieren auch heute noch psychische Erkrankungen mit "Klapse" und co *augenroll*

      @Rain: ich denke, ein Mensch ist mehr als das, was Eltern und Umgebung aus ihm gemacht haben. Viel mehr.

      @Helma: Die Komponenten formen und das mehr als man glaubt, da bin ich sicher. Aber wie oben an Rain geschrieben: sie sind nicht alles. In jedem Menschen steckt etwas einzigartiges was im Zusammenspiel mit den äußeren Einflüssen den Menschen formt.

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    6. Wenn man sich auf die Prägung durch Primär- und Sekundärhabitus (Familie und Freunde) zurückzieht als definierende Merkmale einer Persönlichkeit hat das mehrere Probleme:

      1. Es ist ein sehr deterministisches Modell
      2. Sind die Menschen dann ohne freien Willen
      3. Ist es eine verdammte Ausrede

      Der Mensch ist mehr als sein Umfeld, sondern auch die Summe von Wissen und Erfahrung und freiem Willen.

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