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Sonntag, 5. März 2017

"Herrenbesuch"

Da denkst du an nichts böses, bekommste eine Whatsapp Nachricht vom Vermieter, der übrigens eine Treppe höher wohnt und täglich mehrmals an meiner Tür vorbei läuft. Aber gut, dann eben schriftlich. Macht ja auch mehr Spaß.

Ich zitiere das jetzt mal nicht, am Ende wirds noch gegen mich ausgelegt aber sinngemäß schreibt er das hier:

Hallo Frau Laterne. Wir müssen Sie zum letzten Mal verwarnen. Sie können nicht so viele Männer nach Hause bringen und so laut schreien, alle Nachbarn haben das gehört. Hier ist kein Puff. Sie dürfen einen Freund haben aber nicht in 1,5 Jahren 10 Männer. bei Wiederholung müssen wir sie kündigen...Das ist ein Familie Haus. .Wir wollen keine weiteren Männer in unserem Haus sehen....
Ich lese das. Ich lese das noch mal, ich lese das ein drittes mal und frage mich: Wer hat dem denn ins Hirn geschissen? Entschuldigt diese Ausdrucksweise aber in dem Moment war höflich aus.

Aber gut, zerlegen wir das mal nach und nach:
Wir müssen Sie zum letzten Mal verwarnen - hätte es dafür nicht eine erste Verwarnung geben müssen? Und überhaupt erst mal eine Beschwerde über die Lautstärke oder sowas? Da war nie was vorher.

Sie können nicht so viele Männer nach Hause bringen [...] in 1,5 Jahren 10 Männer - da hätten wir meine Brüder, andere Familienmitglieder, alte Freunde die auf der Durchreise zu Besuch kommen und ähnliches. In den letzten 4 Monaten bis zu der Nachricht waren hier 3 verschiedene Männer zu Besuch, in der Zeit hatte ich vier Mal Sex in dieser Wohnung. Auf 4 Monate verteilt. Genau. Und die Zeit VOR November: August bis November Trauerphase um die Exbeziehung (kein Mann weit und breit) und davor war eine einjährige feste Beziehung ohne Männerwechsel, die mein Vermieter gut fand. Während dieser Beziehung hatte ich in dieser Wohnung mehrmals die Woche sehr lauten Sex. Nie gab es Beschwerden und wenn ich mich besorgt erkundigte weils selbst für meine Begriffe laut war, dann hieß es immer "alles gut, nix gehört". Wenn ich meinen Exfreund mitrechne, sind hier also in 1,5 Jahren bis zu dieser Nachricht vielleicht fünf Männer ein und aus gegangen. Zwei davon waren was festes, zwei davon gehören zum engsten Freundeskreis. Der Rest war Familie.

und so laut schreien, alle Nachbarn haben das gehört - ich habe es ja schon angedeutet. In der Beziehung wars laut. Da haben wir ab und an auch vergessen das Fenster zu schließen im Sommer. Einmal hat sich eine andere Nachbarin beschwert.... was heißt beschwert, wir hatten das Fenster vergessen und sie saß auf ihrer Terasse daneben und wollte mich ein paar Tage später nur drüber informieren, dass das Fenster offen war und ob ich es nächstes Mal bitte schließen könne. Ups! Seither bin ich deutlich leiser geworden.

Hier ist kein Puff - mein Lieblingsteil der Nachricht. Der Teil für den ich ihn vielleicht noch anzeigen werde, je nach dem wie er sich benimmt. Ich kann mit vielen Dingen leben aber nicht damit, dass man mir Prostitution nachsagt. Sollte er das wiederholen oder mir tatsächlich auf bescheuerte Art und Weise sehr bald die Kündigung reindrücken, gibts ne Anzeige.

Das ist ein Familienhaus, wir wollen keine weiteren Männer hier im Haus sehen - Joa. Also mal davon ab, dass dieser Herrenbesuchsparagraph schon ein paar Jahre abgeschafft ist - sagt er das dann auch dem jungen Mann der unter mir wohnt? Bei dem täglich mehrere Männer und auch junge Frauen ein und aus gehen? Der laut schreit, stöhnt und brüllt wenns bei seinen Computerspielen hoch her geht? Und der auch ab und an hörbaren Sex hat? Ich frag ja nur.

Ganz ehrlich - diese Nachricht hat mir den Tag versaut. Weil ich finde, dass ich echt eine umgängliche Mieterin bin. Ich zahle brav und pünktlich meine Miete, ich sehe über den ein oder anderen Mietmangel hinweg ohne gleich die Miete zu mindern. Und dann wirds mir so gedankt.

Ich habe keinen Nerv für so einen Kleinkrieg. Lange habe ich hin und her überlegt, ob und wenn ja was ich antworten soll. Die Beste hat mir schöne, deeskalative Vorschläge gemacht wie ich darauf antworten kann aber je mehr ich über diese Nachricht nachdachte, desto klarer wurde mir: dem gehts nicht um Deeskalation. Dem gehts darum, mich los zu werden. Seine eigene Wohnung ist zu klein für vier Personen, dort ist ein Baby im Anmarsch. Seit einem Jahr fehlt das zweite Einkommen bei denen aber das zweite Auto steht weiterhin vor der Tür und ist angemeldet. Es geht mich nichts an, die müssen damit glücklich werden aber er hat mir vor anderthalb Jahren schon gesagt, dass das Geld vorne und hinten nicht reiche und dass das Haus mehr verschlingt als es einbringt. Gut, das kommt jetzt drauf an welche Ansprüche man hat. Nicht reichen heißt bei denen, dass immernoch ein dreiwöchiger Urlaub pro Jahr drin ist, mehrmals die Woche Essen bei BK und eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio. Mein nicht reichen sieht da irgendwie anders aus aber was weiß ich schon.

Sie wollen meine Wohnung, dessen bin ich mir sicher. Wenn sie sie haben wollen um selbst einzuziehen (was Sinn macht denn sie ist geschickter aufgeteilt in Hinblick darauf, dass bei denen ein Baby unterwegs ist) dann könnten sie es einfacher haben und mich wegen Eigenbedarfs rauswerfen.

Wenn sie nur an meine Wohnung wollen, weil sie sie teurer vermieten wollen, dann ist das natürlich sehr dünnes Eis. Mal davon ab dass sie eh schon nicht die billigste am Markt ist, aber der Wohnungsmarkt gibt derzeit so wenig her, sie werden auch für eine höhere Miete jemanden finden.

Nichts desto trotz, ich will hier raus. Ich habe schon seit einem Jahr den Wohnungsmarkt im Blick weil die Wohnung zu klein ist. Aber jetzt entsteht ein gewisser Druck den ich nicht mag. Auch wenn ich eine Kündigung direkt anfechten werde, so ist entspanntes Wohnen mit so einem Vermieter unter einem Dach nicht möglich. Obwohl... wie mans nimmt. Er grüßt jetzt nicht mehr zurück, guckt mit halbverrenktem Hals in die andere Richtung wenn wir uns begegnen aber wenn er mich früh genug entdeckt, geht er tatsächlich eiligen Schrittes weg, versteckt sich (sic!) und wartet, bis ich aus dem Weg bin. Bei Whatsapp hat er mich jetzt geblockt. Zumindest ist kein Foto mehr zu sehen. Es ist also erstmal ruhig hier, sieht man davon ab, dass seine Frau, wenn ich ihr "Guten Morgen" sage, demonstrativ und mit Anlauf ihre Tür zuknallt. Ich habe so ein bisschen das Gefühl als würden die beiden wie im Kindergarten schmollend in der Ecke stehen weil er mich mit dem Schüppchen gehauen hat und ich dann nicht wie gewünscht reagiert habe aber den Gefallen mag ich ihnen nicht tun.

Seit der Nachricht habe ich allerdings noch einen Herrenbesuch empfangen. Aber er schrieb ja "einen Freund dürfen Sie haben."

18 Kommentare:

  1. Meine Oma hat immer gesagt: "Zu denen sind wir besonders freundlich; das ärgert die am meisten."

    ... und ich werde mich dann die Tage mal auf die Suche begeben und deine Lautstärke wieder auf Werkseinstellung zurücksetzen. Verlass dich drauf. ^^

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    1. Nun... dass das kein Problem für dich ist, das hast du ja die Tage schon bewiesen...

      (Scheiß Fastenzeit gerade...)

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    2. Hast du etwa ein Problem mit der Fastenzeit, mein Honighase? ^^

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    3. Ich habe alles total unter Kontrolle, wirklich.

      (wenn die Finger weg bleiben ist es kein Fastenbrechen, oder? ODER?)

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    4. Wenn du dich schon fragst ob es Fastenbrechen sein könnte, dann ist es Fastenbrechen. ;-)

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  2. Zusammen mit dem Vermieter in einem Haus zu wohnen finde ich grundsätzlich gruselig. Vor allem, wenn man einen Puff betreibt. 😂

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  3. ich kann Dir nur empfehlen ab sofort ein Protokoll zu schreiben. Also wann Du wen zu Besuch hattest und was ihr gemacht habt. Da gehört auch rein, was der Vermieter so vom Stapel lässt. Glaube mir, nur das hat nachhher bei Streitigkeiten Gültigkeit.
    Ein ehemaliger Nachbar behauptete immer meine HUnde seien zu laut. Ich konnte nachher nachweisen, dass an den fraglichen Tagen meine Hunde gar nicht im Haus waren und habe ihn wegen übler Nachrede dran bekommen. Erst nach dem Gegenschlag war Schluß.
    Übrigens gibt es glaube ich schon Urteile bei denen geräuschvoller Sex als hinnehmbare Geräusche erklärt wurden.

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    1. Ich hätte ja gern so viel Sex (gehabt) wie er mir unterstellt.

      Aber zum Zeitpunkt der Nachricht wurde mein Sexleben meinem Ruf überhaupt nicht gerecht.

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    2. Das mit dem Protokoll klingt in meinen Ohren nach einer sehr guten Idee - das machst du bitte tatsächlich.

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    3. Bereits erledigt. Vielen Dank euch beiden :-)

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  4. Ich frage mich immer wie man so bescheuert sein kann! Wegsehen, Türen schlagen, sich verstecken...
    Oma Zimmerman war eine kluge Frau (hat die nen Song für die Ärzte geschrieben?) Freundlich sein und gleichzeitig ne neue Wohnung suchen.

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    1. Ich dachte immer, der Kindergarten wäre 400m den Berg hinauf aber ich glaube, der ist doch hier im Haus. Das war mir bei Unterzeichnung des Mietvertrags nicht bewusst.

      Beides läuft.

      Lustig war der Moment, als mein Vermieter gestern mit dem Presslufthammer (der Handwerker wird mich bestimmt gleich korrigieren ;) ) vor der Tür arbeitete und ich über sein Kabel fast in die Arme meines Vermieters stolperte. Der Gesichtsausdruck wars wert :D

      (Danach versteckte er sich vor mir. So ein Heckmeck wäre mir persönlich ja zu anstrengend aber ich für meinen Teil bin ja auch ein Mensch mit dem man reden und sachlich diskutieren kann. Jemand wie mein Vermieter ginge dann da nicht als Sieger aus dem Rededuell. Das scheint ihm klar zu sein, deswegen hat er beschlossen verstecken zu spielen.)

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  5. WTF....?! O.O
    Weia, da kann man ja nur ausziehen. Unglaublich, mit was fuer Honks man sich so rumschlagen muss.

    Alles gute bei der Wohnungssuche!

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  6. ich lach mich schlapp. der hat wohl schon seit jahren keinen mehr weggesteckt.
    jupp, ausziehen. in welcher gegend suchen sie denn? ich bin ja auch ab und an am gucken, einfach, weil ich so bruchbudig wohne, aber in hh ist das auch wirklich vertrackt.

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  7. Du liebe Scheiße!
    Da bin ich aber ab sofort sehr dankbar für meine eigene sehr verkniffene und biestige Vermieterin! Die lässt zwar das Haus verkommen und regt sich darüber auf, dass ich existiere, aber sowas würde die nie bringen.

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