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Samstag, 4. Februar 2017

Kämpferherz

Es gibt zwei Dinge, die mir als erstes einfallen wenn ich mich beschreiben sollte:

1. ich liebe bedingungslos.
2. ich verzeihe und vergesse schnell.

Zusammen mit meiner Tabulosigkeit im Bett ergibt das Heiratsmaterial. Und doch gerate ich an Männer die sagen: "du bist eine wundervolle Frau, aber..."

Der beste Physiofreund von allen hat sich die Mühe gemacht mir zu erklären, warum das passiert. Ich gebe es mal in meinen Worten wieder.
Ohne es zu merken bin ich in eine Situation geraten, in der ich alleine war. In der ich Freunde hatte aber keinen Partner, mit dem sich Aufgaben und Verantwortung hätten teilen lassen können.
Also kämpfte ich allein.
Wer mich kennen lernt sieht eine Frau die alles irgendwie alleine rockt. Und je mehr sie von sich erzählt, desto klarer wird, was alleine eigentlich ist und wieviel zu rocken ist. Die trotzdem nicht in Jogginghosen allabendlich auf dem Sofa versumpft und depressiv geworden ist sondern auch gerne mal was erlebt. Die keine Lust hat den Briefkasten aufzumachen weil jede Woche da irgendwas drin ist was ihr Papierkram für mehrere Tage macht. Die sich trotzdem hinsetzt und alles macht. Die ihre Träume verfolgt und die, wann immer es ihr irgendwie möglich ist, verrückte Sachen macht und ihr Leben genießt. Nach außen hin sehen alle die Kämpferin.

Wer mich ins Bett bekommt, erlebt die Frau, die hemmungslos und versaut ist. Die aber auch unglaublich gerne kuschelt und schmust. Die Körperkontakt liebt und kaum eine Sekunde ohne Berührung sein will. Die die Augen schließt und die Nähe aufsaugt wie ein trockener Schwamm.

Es entsteht das Bild einer Frau, die eine Kämpferin ist, die angeblich toll im Bett ist, die unheimlich gern kuschelt und schmust. Aber Männer wollen keine Kämpferin. Sie wollen keine Frau die einen eigenen Werkzeugkasten hat und dessen Inhalt benutzen kann. Sie wollen keine Frau die zwar blond aber nicht blöd ist, sie wollen keine Frau, die weltoffen ist, die ohne Hemmungen über Sex spricht und die bei fast jeder Idee sagt "lass es uns ausprobieren." Sie wollen keine Frau, die ihren Scheiß alleine regeln kann.
Sie wollen beschützen, sie wollen der dominante Part sein. Also gehen sie bevor es überhaupt anfangen kann. Auf der Suche nach einer kleinen grauen Maus bei der sie sich sicher sein können dass sie ihre Hilfe braucht. Sie geben mir nicht die Chance ihnen klar zu machen, dass ich mir nichts mehr wünschen würde, als die ganze Verantwortung zu teilen, statt sie alleine zu tragen. Als mein Werkzeug in Männerhände zu drücken und zu sagen "kannst du das bitte machen?"

Ich wünsche mir in diesen Tagen nichts mehr als mich in ein Schneckenhaus zurück zu ziehen und warme Hände von außen zu spüren. Einen Kuss zu bekommen und zu wissen, dass ich nicht alleine bin. Aber das Leben ist kein Wunschkonzert und deshalb muss ich kämpfen. Auch wenn ich keine Kraft dazu habe.

Die einzige Energiequelle die mir bleibt ist die Hoffnung, dass es irgendwann anders wird. Und ich wünsche mir, dass das bald passiert.

19 Kommentare:

  1. Ein kleiner Fehler ist in der Interpretation. Es muss Männchen heißen. Männer haben Respekt, aber keine Angst vor starken Frauen.

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    1. Möglicherweise ist Angst das falsche Wort. Einmal sagte jemand zu mir "Kämpferinnen sind toll. Aber jetzt lass los, jetzt brauchst du nicht kämpfen"
      Da musste ich lächeln

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    2. Vielleicht ist es aber auch so, dass du die Männer, die gerne (wirklich gerne!) mit der Frau zusammen wären, als die du dich siehst, einfach nicht an dich heranlässt, aus welchen Gründen auch immer? Eventuell doch mal dein Beuteschema nachjustieren ... ;-)

      Wenn ich deine Selbstbeschreibung so lese, dann klingt das für mich jedenfalls nach einer Frau, die auf so dermaßen angenehme Art 'nen Nagel im Kopp hat, dass ich sofort (SO-FORT!!!) alles stehen und liegen ließe, nur um mit ihr durchzubrennen, vorzugsweise für den Rest meines Lebens. Da kann es doch an geeigneten Kandidaten eigentlich nur dann mangeln, wenn du dieselben nicht als geeignet erkennst, warum auch immer. Oder verstehe ich da irgendwas Grundlegendes nicht?

      Täte mich jetzt durchaus mal interessieren ... ;-)

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    3. Herr Zimmermann, das war mit Abstand das schönste Kompliment der letzten Tage! <3

      Kandidaten gibt es reichlich. Aber ich bin anspruchsvoll genug dass ich gerne jemanden möchte der drei gerade Sätze heraus bringt, sowohl geschrieben als auch gesprochen. Der meinen Bedürfnissen sowohl nach Kuscheln als auch nach Sex gerecht wird UND der damit leben kann, dass ich eben keine 16 mehr bin, entsprechend Vergangenheit habe und das ein oder andere daraus eben präsent ist.

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    4. Angst ist schon der richtige Begriff. Wenn männchen bemerkt, was es heißt Dein Leben zu bewältigen sinkt das Herz des Couchsurfers schnell in die Unterhose.
      Dein Herz und Dein Kopf werden schon irgendwann den finden der Dir gerecht wird!

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    5. Denke ich auch. ;-)

      Mit dem Herz in der Unterhose grüßt
      Herr Zimmermann

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    6. Es ist schön zu spüren, dass es Menschen gibt, die dieses Kämpferherz wertschätzen und denen klar ist, dass dieses Kämpferherz einfach nicht alleine kämpfen mag. <3

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    7. She needed a hero, so that's what he became. ;-)

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  2. Sehe ich wie Du. Sie reden immer davon eine starke Frau haben zu wollen, wenn diese ihnen gegenüber aber auch stark ist, ziehen sie den Schwanz ein

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    1. Ist es das? Schwanz einziehen?
      Für dich und mich schon aber mich würde wirklich mal die männliche Sicht interessieren.

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    2. Es gibt zwei Sorten Frauen, die sich für stark halten: die rechthaberischen und die tatsächlich starken. Und es gibt genauso zwei Sorten Männer, die sich für starken Frauen gewachsen halten: die Pseudohelden und die wirklich starken, also die, die nicht laut werden müssen um ihre Überlegenheit zu beweisen und die keine Probleme damit haben, es einzugestehen wenn sie falsch liegen.

      Die echt Starken beiderlei Geschlechts sind leider selten, und noch seltener treffen sie zusammen.

      Mal so als Arbeitshypothese ... ;-)

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  3. Sehr schön zusammengefasst - aus meiner Sicht wie alles im Leben aber geschlechtsunabhängig. Die Position gilt für beide Seiten und wie immer sind die Perspektiven wichtig. Wünsche dir viel Glück bei deiner Auswahl denke aber du findest was du suchst.

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    1. Ja sicher. Ich schreibe hier nunmal nicht objetiv, ist ja mein Blog ;)

      Ich hoffe du hast Recht mit deinem Optimismus.

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  4. Der Text liest sich unglaublich sympathisch und ich kann mich Herrn Zimmermann bezüglich der spontanen Lust aufs Durchbrennen anschließen.

    Ein Problem ist, dass starke Frauen ihre Stärke oft auf eine unsympathische und abweisende Art nach Außen tragen. Ein weiteres könnte sein, dass meiner Erfahrung nach die Frauen, die am stärksten wirken, in Wirklichkeit oft die schwächsten sind. Thema Selbsteinschätzung. Da fühlt man sich dann nach einer Weile irgendwie veräppelt.

    Dazu kommt, dass viele Frauen einen Anforderungkatalog im Kopf haben, den kein menschliches Wesen erfüllen kann. Da ist das Singledasein dann kein Wunder.

    Das ist natürlich meine persönliche Sicht, die bestimmt nicht repräsentativ ist. Ich bin von starken Frauen begeistert, weiß aber auch, dass ich mich damit von den meisten Männern unterscheide. Hatte erst vor ein paar Tagen ein Gespräch darüber.

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    1. Bin ich unsympatisch oder abweisend? Vielleicht beantwortet das einer derer, die mich persönlich kennen.

      Ich würde mich zu denen zählen, die gar nicht so stark sind wie sie wirken.

      Aber gewisse Anforderungen habe ich tatsächlich.

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    2. Der Fluch des geschriebenen Wortes. Ich hoffe, mein Beitrag ist nicht im falschen Hals gelandet.

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  5. Meiner Erfahrung nach kann es passieren, dass man als Kämpfer(in) sich an sein Dasein gewöhnt hat, dass die Umgewöhnung etwas länger dauert.
    Damit kann nicht jeder Mensch umgehen.
    Denke Du brauchst nur Geduld.

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