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Freitag, 23. Januar 2015

Liebe Radfahrer

Ich weiß, dass um 5 Uhr morgens noch nicht viel Verkehr ist auf den Straßen. Ich weiß auch, dass IHR alles sehen könnt im Straßenlampenlicht. Das Problem ist nur: ICH sehe euch viel zu spät. Also erst dann, wenn es trotz Vollbremsung kaum noch reicht. Ich weiß dass ihr noch den Vorteil habt, die Autofahrer zu hören, dass ihr höher sitzt und auch einen besseren Rundumblick habt. Aber ICH muss eben auch aufpassen und wenn ihr unmittelbar vor mir die Straßenseite wechselt, sodass ich nur noch eine Vollbremsung machen und beten kann, dann ist doch irgendwas schief gegangen. Ich meine, es mag ja sein dass ihr nicht an euerm Leben hängt, wenn ihr völlig unbeleuchtet und sogar ohne Reflektoren unterwegs seid. Kann ja sein, dass bei euch gerade einiges schief läuft und ihr den Tod als sinnvolle Option in Erwägung zieht.

Aber da gibt es zwei Dinge zu beachten. Die Reihenfolge stellt jetzt keine Wertung dar:

Zum einen sollte man, WENN man in Selbstmordabsicht auf den Straßen unterwegs ist (nichts andere ist das, was ihr macht) zusehen, dass keine Unbeteiligten betroffen sind. Denn wenn für euch das Thema erledigt ist - weil tot - hat der Autofahrer ein Leben lang mit den Schuldgefühlen zu tun. Ja, auch wenn ihr ihm vors Auto gefahren seid und er gar keine Chance hatte, rechtzeitig zu bremsen. Auch wenn ihn keine Schuld trifft, so hat er dennoch ein Leben lang die Schuldgefühle. Und ich kann mir gut vorstellen, dass das Gefühl einen Menschen auf dem Gewissen zu haben eines ist, was einen selbst in einer Depression treiben kann.

Zum anderen sollte man immer dran denken, dass auch wenn man für sich selber keinen Ausweg mehr sieht, wenn man den Tod als das einzig sinnvolle sieht, es immer Angehörige und Freunde gibt, für die im Augenblick eures Selbstmords eine Welt zusammenbricht.
Und ja, auch wenn ihr vielleicht nicht den großen Kontakt zu eurer Familie oder euren Freunden habt, das heißt nicht, dass ihr ihnen egal seid.

Also tut mir zwei Gefallen:
1. besorgt euch Licht und Reflektoren fürs Rad. Lieber zu viel als zu wenig. Haltet euch an die Straßenverkehrsregeln. Auch wenn ihr manchmal anhalten und warten müsst. Wir Autofahrer tun es auch.
2. ruft eure Freunde an und eure Familie. Trefft euch mit ihnen, unternehmt was gemeinsam. Das macht allen Beteiligten deutlich mehr Spaß als eure Beerdigung. Kein Scherz.

ich fahre übrigens selbst viel Rad. 
Auch im Dunkeln. 
Aber mit Beleuchtung. Und Reflektoren. 
Ich weiß also, dass ich nichts unmögliches verlange.

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