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Dienstag, 11. November 2014

11.11.

Na? Welchen Tag haben wir heute?




Genau. Es ist Sankt Martin.

Zeit, die Erinnerungskiste noch einmal aufzumachen.

Sankt Martin ist der Tag, auf den wir Kinder immer hinfieberten. Im Kindergarten und in der Schule haben wir Laternen gebastelt. Papa hatte schon vor Urzeiten Laternenstäbe selbst gemacht aus Alustäben. Damit waren wir die coolsten denn die gekauften Stäbe mit Batterien waren damals noch selten und mit Kerzen laufen machte nicht so richtig viel Spaß. Am Martinsvormittag war es schon fast Tradition dass wir zum Elektroladen liefen um neue Batterien und Birnen für unsere Laternen zu kaufen.

Als es schon ordentlich dämmerte, ging es los. Zuerst in die Kirche, wo die Geschichte von Sankt Martin erzählt und vorgespielt wurde.
Danach ging es hinaus. Dort wartete ganz vorn Sankt Martin auf seinem großen, gescheckten Pferd. Hinter ihm ging die Musik. Dahinter dann alle Kinder und noch weiter hinten die Eltern. Der ganze Zug war gesäumt von fackeltragenden Feuerwehrmännern in Ausgehuniform.

Die Kreuzungen wurden abgesperrt, wer an diesem Abend mit dem Auto durchs Dorf fahren wollte, musste warten.

Wenn der Zug sich in Bewegung setzte, begann die Musik zu spielen. Martinslieder. Jeder kannte den Text, alle sangen mit während die Laternen hoch gehalten wurden. Wir gingen durch viele Straßen, es war ein langer Zug. Ab und an sah man am Straßenrand eine Laterne abbrennen, ein Feuerwehrmann der sie austrat und oft ein weinendes Kind daneben. Wir älteren Kinder haben dann of die eigene Laterne hergeschenkt und sind mit dem blanken Laternenstab weiter gezogen.

Nach bestimmt einer Dreiviertelstunde kamen wir am Gemeindehaus wieder an. Dort war die Halle leer geräumt und stattdessen waren lange Tische aufgebaut. Darauf: Körbeweise Stutenkerle, die von den Feuerwehrmännern verteilt wurden. Richtig frische mit Rosinenaugen, Rosinenknöpfen auf dem Bauch und der obligatorischen Pfeife im Arm.

Wenn man es geschickt anstellte, konnte man sich noch mal anstellen und einen Zweiten ergattern.

Durchgefroren und mit leuchtenden Augen, Martinslieder summend, ging es dann nach Hause. Dort gab es einen warmen Kakao und glücklich fielen wir ins Bett, den Stutenkerl im Bauch.


*****
Aber es ist ja nicht nur Sankt Martin heute, sondern auch Karneval. Das können die Rheinländer besser, deswegen gebe ich weiter an den Zaubermann

8 Kommentare:

  1. Genau so, nur dass es bei uns ein Martinsweck war.

    Ich wünsch' Dir Licht für den Tag, besonders für die Dämmerstunden.

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    1. Danke! Dir auch. Ich erfreue mich heute an den Kindern, die mit ihren Laternen herum ziehen und Martinslieder singen. :-)

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  2. Laufen die Erwachsenen nicht mehr mit? Hier gibt es diese Tradition auch, aber es machen wirklich alle mit! Schöne Geschichte, ich muss dabei daran denken, dass wir damals wirklich frei waren..hach :)

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  3. Das Martinssingen von Haus zu Haus scheint eine regionale Sache zu sein. Ich kenne das zB weder aus meiner Heimat noch aus den Gegenden wo ich seither gewohnt habe. Und das sind immerhin 300km entfernt.

    In meiner Heimat zogen die Kinder an Karneval von Haus zu Haus und sangen um Süßes zu bekommen.

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  4. Das ist einer der Bereiche, wo ich gern Kinder hätte:
    Martinswecken, Laternenlaufen...ist doch immer wieder nett, die kleinen leuchtenden Menschenkinderketten zu sehen :-).

    Und eigentlich bin ich ja gar kein richtiger Rheinlnder mehr, ich tu immer nur so^^.

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  5. Zu meiner vollsten Zufriedenheit durfte ich am Dienstag feststellen, dass es hier auch noch Feuerwehrmänner gibt, die den Martinszug begleiten *schwärm*
    Martinssingen kenn ich auch nicht, allerdings bin ich auch mit Faschingssingen von Tür zu Tür aufgewachsen :-)

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    1. Geht. Das flammende Entferno, aus dem der verrußte Held mit Dreitagebart und Waschbrettbauch (welches man natürlich unter der Uniform erahnen kann) empor steigt, während er ein gerettetes Kind in den Armen hält (oder ersatzweise mich), hat irgendwie gefehlt.
      Die Realität ist manchmal doch ernüchternd.
      Außerdem war einer von ihnen ne Frau o_O

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