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Mittwoch, 3. September 2014

Im Zwiespalt zwischen der Liebe und dem Leben

Es ist und bleibt viel Denkstoff für mich, ich nehme euch einfach mal mit auf die Reise durch meine Gedanken.

Er, mein Partner, kann ein unheimlich liebevoller Mensch sein. Er sagt, ich bin der Sinn seines Lebens (bei mir schrillen alle Alarmglocken bei diesen Worten!)
Es gibt Phasen, da ist er kümmert er sich großartig, macht mir Frühstück am Bett und all so was, ist für mich da, wie ich es immer für ihn bin. (wobei, wenn ich so drüber nachdenke... er fragt nie wie ich mich fühle, ob mich etwas bedrückt, ob es mir psychisch gut geht....hmm...) 
Und dann gibt es die Phasen, die derzeit locker 75-90% der Zeit ausmachen...

Als er beim letzten Mal heim kam, war mein erster Eindruck Oh oh... er ist super drauf, solange ich nichts sage. Also gar nichts. Alles was ich sagte, legte er gegen sich aus, als Vorwurf, als Anfeindung. Auch wenn es weder so formuliert noch betont oder gar gemeint war.

Zwischendurch ist er völlig ausgerastet aber abends dann, als der Tag ausklang, da war er wieder der Mann, an den man sich anlehnen kann, der seinen Arm um mich legt und einfach nur da ist. Und das sind die Momente, an denen ich zweifle, was ich tun soll. In Momenten des Streits oder, wenn ich wie jetzt, die letzten Tage, Wochen, Monate reflektiere, da bin ich mir sicher, dass es am sinnvollsten ist, wenn ich die Reißleine ziehe und mich trenne. Und dann ist er plötzlich wieder so lieb, so toll, so sehr der, den ich kennen gelernt habe und ich komme total ins wanken, ob meine Entscheidung, die irgendwie schon im Bauch fest steht, wirklich richtig ist. Ob er nicht NOCH eine Chance verdient hat. (die wievielte eigentlich?), ob er mich nicht gerade in den schweren Zeiten braucht? Lasse ich ihn im Stich, wenn ich jetzt gehe? Ich würde auch wollen, dass er in den schweren Zeiten an meiner Seite ist.

Ach, da fällt mir ein, schwere Zeiten, das ist ein feines Stichwort... Als ich Anfang des Jahres im Krankenhaus lag, da war er schon da. Er verstand, dass es Ernst war, er hat mich auch unterstützt und ins Krankenhaus gebracht, aber er war emotional nicht für mich da. Er nahm mich nicht einmal in den Arm, er fragte nicht, ob ich Sorgen habe, wie ich mich fühle. Er gab mir immer nur das Gefühl, dass das alles gerade enorm scheiße ist (das wusste ich ja selber) und er war hilflos. Daraus kann ich ihm keinen Vorwurf machen, es war einfach sein Gefühl. Er kann sich nicht verstellen. Aber es war nicht hilfreich. Ich fühlte mich weder Ernst genommen noch konnte er mich irgendwie aufbauen. Er besuchte mich mal, berührte mich kaum, bis auf das Pflichtküsschen, dann ging er wieder. Das war OK für mich weil: SO konnte ich ihn nicht gebrauchen. Da konnte ich besser alleine sein. So wie er mit der ganzen Geschichte umging, war er emotional keine Stütze sondern ich seine. Das konnte ich zu dem Zeitpunkt aber nicht sein, da hatte ich ja schon kaum genug Kraft für mich selbst.

Die Rolle von "hey, du hast gerade eine Scheißzeit aber es geht vorbei und jetzt denk mal an was anderes" übernahmen andere. Freunde. Freunde die mir in dieser Zeit unheimlich ans Herz gewachsen sind.

Ich bin mit diesem Mann seit 8 Jahren zusammen. Ich liebe ihn. Ich schreibe derzeit viel schlechtes über ihn aber er hat auch tolle Seiten.
Leider kommt an dieser Stelle ein Aber. Ein Aber was, meiner Meinung nach, in einer gesunden Beziehung nicht stehen sollte.

Das Aber, weswegen ich in einem Zwiespalt zwischen der Liebe - IHM -  und dem Leben - MEINEM LEBEN - stecke.

Inzwischen bin ich mir sehr sicher, dass ich ohne ihn besser dran wäre. Trotz, dass ich ihn liebe, dass es mir sehr weh tun wird. Mein Bauch sagt "Zwiespalt, geh deinen eigenen Weg. Komm auf eigene Füße, raus aus deinen Gefühlsmauern." 
Das ist keine Kopfentscheidung, das ist eine Bauchentscheidung. Und wenns um die Liebe geht, hat mein Bauch schon das Hauptentscheidungsrecht. Damit ist die Sache eigentlich geritzt. Ich will wieder ein eigenes Leben haben, eines, in dem ich mich nicht fertig machen lasse sondern in dem ich einfach glücklich sein will.

Eigentlich ist die Entscheidung also schon gefallen und gedanklich beginne ich auch, drüber nachzudenken wie es weiter geht. Und dann ist er plötzlich wieder der liebe, tolle Kerl den ich kennen und lieben gelernt habe und ich denke "ich kann doch so nicht mit ihm Schluss machen, ich habe in diesem Moment keinen Grund, er ist einfach der tolle Kerl von früher..." und all die Gründe, die so unheimlich gewichtig sind, sind plötzlich sehr klein und fast vergessen.

Manchmal wäre es schön, wenn das Leben einfach wäre. Aber einfach kann ja jeder.

5 Kommentare:

  1. Das liebe Zwiespalt ist das Gemeine an Gefühlen.
    Ich habe Ähnliches erlebt, lange Zeit mit mir gehadert, bis dann endlich alles aus mir rausbrach. Die Gespräche über unsere Beziehung beendeten ein Kapitel das fast 25 Jahre dauerte.
    Es brauchte einen Anlass bis mir klar war, es kann nur diesen Schritt geben.
    Ich muss mich und ich muss sie damit konfrontieren was für mich schief läuft.
    Es war richtig klare Worte zu sprechen.
    Alles andere hätte zu einem Dahinsiechen geführt und vielleicht irgendwann im Fiasko geändert.
    Eines unterscheidet Deine Situation ganz wesentlich - es gab da jemand in meinem Leben, eine Frau für die ich unglaublich viel empfunden habe. Aber auch dieses Kapitel ist geschlossen...

    Ich wünsche Dir die Kraft und Energie zu diesem Gespräch - zu dem Gespräch das nur zwei alternative Ergebnisse hat. Entweder es geht danach viel besser weiter oder es ist das Ende.
    Liebe Grüße

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    1. Danke!

      Auch bei uns gibt es noch mehr als hier im Blog steht. Aber das würde zu weit führen. Es ist nicht immer alles so einfach, wie es scheint.

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  2. Der aufmerksame Leser weiß ja, dass es in meinem Leben nicht nur den Partner gibt sondern noch einen Mann.

    Nur... Dieser kann und wird nicht den aktuellen ersetzen. Er ist mir deutlich näher als nur durch geilen Sex, er tut mir unheimlich gut und ja, er zeigt mir auch, was mir bislang fehlt(e) und dass Männer ganz anders sein können als ich das bisher kennen gelernt habe.

    Ist es leichter für den zukünftigen Ex, wenn er "ersetzt" wird? Quasi als Ausrede um aus der Beziehung zu fliehen? Ich empfinde das als unfair, täusche ich mich? Oder wäre die Wahrheit "Schatz, ich bin dir fremd gegangen und ich werde nicht damit aufhören" der beste Weg?
    Andererseits würde ich es meinem Partner sehr leicht machen "hey, ich habe einen anderen, es tut mir Leid..." damit wäre ich raus aus der Beziehung und müsste nur mit seinem Hass leben. Und meiner Lüge. Aber ist es das, was sinnvoll ist?

    So viel zum nachdenken.

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  3. Hm, es ist gar nicht lange her, stand ich an einer ganz ähnlichen Stelle wie Du jetzt.
    Was mir sehr geholfen hat war, den Neuen aussen vor zu lassen in meinen Überlegungen. Der Neue war zwar nötig, um überhaupt mal zu merken, was nicht mehr stimmt/was fehlt. Aber ob und wie meine Beziehung schlussendlich weitergehen sollte, wollte und musste ich ohne den Neuen entscheiden. Einfach um sicher zu sein, dass es wirklich MEINE Entscheidung ist, soweit in diesen Fällen möglich gut überlegt und nicht beeinflusst durch den immer grüneren Rasen der Nachbarn. Auch die Frage "Will ich in einem Jahr noch hier stehen?" war wegweisend für mich.

    Es ist der totale brainfuck, auch jetzt noch. Es gibt Tage da überfällt mich die Unsicherheit, ob ich das Richtige getan habe. Aber diese werden weniger und es überwiegen jene Tage, an denen ich mich erfreue, mehr und mehr zu meinem eigentlichen Wesen zurückzukehren.
    Ich war nur leider nicht mutig genug, das Gespräch selbst zu suchen. Ich hab es darauf angekommen lassen und mein Ex hat es von selbst herausgefunden, dass es ein anderer gab. Er riss die Diskussion an und ich hab offen alles erzählt, warum und wieso. Das war es schlussendlich was es uns ermöglichte, so offen wie schon seit Jahren nicht mehr miteinander zu reden. Wir haben diese Ohrfeige gebraucht, um aus der Lethargie aufzuwachen und uns mal ordentlich zu hinterfragen. Ich hab sehr viel über mich selbst nachgedacht, was ich brauche, was ich von ihm erwartet habe, ganz generell wieder meine Werte überdacht und meine Mindestanforderungen an einen Partner. Bei ihm funktioniert das Sich-Selbst-hinterfragen noch nicht so gut...und das wird es mittelfristig auch ausmachen, ob es noch was werden kann mit uns.

    Der langen Rede keinen Sinn: es wird erst schlimm, aber dann wird es wieder gut, garantiert!

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  4. Es macht es ihm dahingehend einfacher, dass er nicht über seine eigenen Fehler und seiner Rolle gesamthaft in der Beziehung nachdenken muss. Deshalb sage ich, den Neuen aussen vor lassen und das Thema zwischen Euch ansprechen. Der Neue ist ja, mal ganz pragmatisch gesagt, einfach nur ein Symptom der Beziehungsprobleme.

    So und jetzt hör ich auf mit Zuspammen :D

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